bio-veganes Feld
Bio-veganer Landbau

Der bio-vegane Landbau stellt die einzige Alternative für eine tierfreundliche und ökologische Landwirtschaft dar und produziert als einzige Anbauweise „wirklich“ vegane Lebensmittel.

Bio-veganer Landbau – Landwirtschaft der Zukunft

Ernährung ohne Tierleid bedeutet einen Umstieg auf vegane Produkte. Doch auch pflanzliche Nahrungsmittel wie Gemüse und Getreide werden fast immer mit Hilfe tierlicher Dünger angebaut. Nicht weil das notwendig wäre, sondern weil bei Tierhaltungsanlagen große Mengen Mist und Gülle anfallen, die auf diesem Weg entsorgt werden.

Dass es ohne Weiteres möglich ist, pflanzliche Lebensmittel ohne Schaden für Tiere und Umwelt zu erzeugen, zeigen immer mehr Bauernhöfe, die bio-vegan arbeiten: ohne Gülle, aber auch ohne Kunstdünger. Wie das geht und warum es wichtig ist, diese Höfe zu unterstützen, erfahren Sie auf dieser Seite.

Bio-vegan? Wie geht das?

In der bio-veganen Landwirtschaft werden statt Mist zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit Kompost aus Pflanzenabfällen, Gründüngung aus stickstoffsammelnden Leguminosen (z. B. einjähriges Kleegras oder Luzerne) und Schnittmulch zugeführt. Der direkte Weg der Düngung über Kompostierung von Pflanzenmaterial – ohne Umweg über das tierliche Verdauungssystem – ist nährstoffreicher als die Düngung mit Ausscheidungen. Denn Mist enthält nur noch die Nährstoffe, die die Tiere dem pflanzlichen Futter nicht für Körperaufbau und -funktionen entzogen haben (Quelle). Darüber hinaus ist eine gut durchdachte Fruchtfolge essenziell, um Krankheiten vorzubeugen und eine ausreichende Versorgung mit Stickstoff sowie eine Verbesserung der Phosphataufnahme zu gewährleisten.

Heutzutage werden rund 60 % der Erdoberfläche von der Tierindustrie zum Futtermittelanbau und als Weidefläche genutzt. Würden diese Flächen nicht mehr zur Tierproduktion verwendet, könnten die frei werdenden Ackerflächen z. B. zum Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln oder Leguminosen für die Gründüngung verwendet werden. Dieser „Flächengewinn” bei einer Umstellung auf bio-vegane Landwirtschaft würde eine insgesamt extensivere Bewirtschaftung als heutzutage ermöglichen – was im Hinblick auf Artenvielfalt, Umwelt- und Klimaschutz von großer Bedeutung wäre.

Grünland könnte sinnvoll für die Gewinnung von Kompostmaterial oder Mulch umgenutzt werden. In geeigneten Gebieten könnten aber auch die Entwicklung zu artenreichen, klimaschutzrelevanten Naturwäldern zugelassen oder die Wiedervernässung von Moorwiesen (als wertvoller Kohlenstoffspeicher, Grundwasserfilter und Baustein für mehr Artenvielfalt) angestrebt werden. Nicht zuletzt wären mehr artenreiche Naturschutzgebiete auch für die menschliche Erholung ein Gewinn und könnten im Gegensatz zu den dafür ungeeigneten Zoos dazu dienen, Kindern das respektvolle Beobachten von Tieren nahezubringen.

Dass eine ertragreiche Bio-Landwirtschaft ohne tierlichen Dünger möglich ist, wird sowohl von konventionellen als auch von Bio-Tierhalter*innen immer wieder im Brustton der Überzeugung angezweifelt – ohne dass sie sie je versucht hätten. Dabei spricht in der Theorie nichts dagegen, die Bodenfruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum ebenso gut oder sogar noch besser ohne den Umweg der Düngepflanzen durch die Tiermägen zu erreichen. Kein einziger wichtiger Nährstoff entsteht in den genutzten Tieren – sie wandeln die gefressenen Stoffe lediglich in eine etwas andere Form um, bevor sie sie als Gülle oder Mist wieder ausscheiden.

In der Praxis gibt es eine kleine Anzahl von Pionieren, die sich in den letzten Jahrzehnten dem Landbau ohne tierliche oder synthetische Dünger und Hilfsstoffe verschrieben haben. Erste Versuche einer praktischen Umsetzung im kleinen Rahmen gibt es bereits seit den 90er-Jahren. In England hat sich Mitte der 90er-Jahre das Vegan Organic Network (VON), mit dem Ziel gegründet, eine landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion ohne Tierausbeutung zu fördern und zu entwickeln. So hat das VON eigene Standards entwickelt, die kommerzielle Erzeuger*innen bio-veganer Produkte als Richtlinie nutzen können. Ein eigenes Label dient zudem der Zertifizierung bio-veganer Betriebe und Produkte. Im deutschsprachigen Raum geht der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau einen ähnlichen Weg. Seit Ende der 90er-Jahre versucht das Bio-Vegane Netzwerk (BVN), die Idee des bio-veganen Landbaus im deutschsprachigen Raum voranzubringen. Mittlerweile gibt es in Großbritannien 22 bio-vegane Höfe. ProVeg (ehemals VEBU) hat eine (unvollständige) Liste mit bio-veganen und viehlosen Höfen aus Deutschland und Österreich veröffentlicht.

Wir befinden uns noch ganz zu Beginn der Entwicklung des bio-veganen Landbaus. Im Moment wird diese zukunftsweisende Kulturtechnik mangels einer finanzstarken Lobby und mangels gesellschaftlichen Interesses kaum öffentlich thematisiert, ist also den meisten Menschen unbekannt. Systematische Förderung wie beispielsweise Modellversuche, die den bio-veganen Anbau in größerem Maßstab erproben, sucht man bisher vergeblich.

Nun ist es die Aufgabe von Politik und Landwirtschaft, diese Praxis weiter zu unterstützen, zu erforschen und in großem Maßstab voranzubringen, statt jährlich immer wieder neue Forschungsmittel und Fördersummen in die Tierhaltung fließen lassen. Aber auch wir selbst können zu diesem Wandel beitragen. Hier haben wir einige Ideen zusammen getragen.

Das immense Leid, das Tieren in der Nutztierhaltung angetan wird, ist mit den moralischen Werten unserer Gesellschaft nicht vereinbar. Wir Menschen brauchen keine tierlichen Produkte, um genussvoll, abwechslungsreich und gesund zu leben. Genauso wenig ist die Landwirtschaft auf tierlichen Dünger angewiesen. Nur die Entkopplung der Lebensmittelproduktion von der „Nutztierhaltung” kann perspektivisch das Ende der Tierausbeutung in der Landwirtschaft herbeiführen.

Dieser Beitrag basiert hauptsächlich auf Informationen des Bio-Veganen Netzwerks.

Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Antje Krämer, Marta Nowiki, Julia Thiele

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