Jahresbericht 2023: Das Wichtigste auf einen Blick

Der Einsatz für die Tiere steht im Mittelpunkt unserer Arbeit – seit nun fast 20 Jahren. Genauso lange steht für uns aber auch fest, dass Menschenrechte ein untrennbarer Bestandteil der Tierrechte sind. Aus gegebenem Anlass haben wir das im letzten Jahr noch klarer sichtbar gemacht. Und transparent gehen wir auch damit um, dass 2023 für unseren Verein kein einfaches Jahr war.

Unser Selbstverständnis

Aus legitimen individuellen Bedürfnissen ergibt sich ein Anspruch auf individuelle Rechte, das gilt für Menschen wie für andere Tiere gleichermaßen. Je mehr diese Einsicht in den letzten Jahrzehnten Fuß gefasst hat, desto mehr formiert sich aber auch der Widerstand dagegen. Rückwärtsgewandte Ideologien verschwinden nicht leise, und etablierte Privilegien werden hartnäckig verteidigt.

Zu unserem neu formulierten Selbstverständnis gehört es deshalb nicht nur, konsequent gegen die Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere einzutreten und mit unseren Recherchen über die gängige Vertuschung und Verharmlosung von Tierleid aufzuklären. Ebenso konsequent lehnen wir alle Formen allgemeiner und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ab, wie Sexismus, Homo- und Trans*feindlichkeit, Rassismus oder Antisemitismus. Und wir warnen vor verschwörungsideologischen Denkmustern, die vermehrt als Einfallstor für rechtsextreme, diskriminierende Weltbilder dienen. Denn Tierrechte und Menschenrechte lassen sich für uns nicht voneinander trennen.

Medien-Veröffentlichungen

Vertuschen und verharmlosen – beliebte Werkzeuge dafür sind Siegel und Begriffe, die ein gutes Leben, sowie einen leidfreien Tod für die genutzten Tiere suggerieren. Wo „Bio“ oder „Tierwohl“ drauf steht, kann ja schließlich nichts Schlimmes drin sein. Oder?

Unsere Recherchen aus dem Jahr 2023 zeigen, was in solchen Betrieben tatsächlich vor sich geht. Im März berichtete zunächst NDR Markt mit Aufnahmen aus drei Legehennen-Fabriken in Niedersachsen, die Bio-Eier für Kaufland und Aldi produzieren. Zu sehen sind tausende Hennen auf engstem Raum, oft kahl gepickt oder verletzt, mit eitrigen Kloaken durch das massenhafte Eierlegen. Dazwischen tote Tiere, deren Körper diese Strapazen nicht überstanden haben.

Exakt das gleiche Bild ergaben Aufnahmen aus einem Bio-Hennen-Betrieb in Brandenburg, die im September unter anderem bei ARD Brisant, tagesschau.de und rbb Super.Markt veröffentlicht wurden. Im selben Monat machte außerdem die NDR-Dokumentation „Inside Aldi“ mit Bildern von ARIWA deutlich, dass sowohl bei Bio-Eiern als auch beim Umgang mit Schweinen in sogenannten „Tierwohl-Ställen“ Anspruch und Wirklichkeit systematisch auseinander klaffen.

Bereits im Juli hatte ZDF frontal Videomaterial aus einer niedersächsischen Schweinemast der Haltungsform 3 ausgestrahlt, in der Schweine zentimeterhoch in ihren Exkrementen standen. Im Oktober berichtete RTL Spiegel TV über Kannibalismus bei Schweinen der „noch besseren“ Haltungsform 4. Auch diese Anlage befindet sich in Niedersachsen, ebenso wie eine weitere der gleichen Haltungsform, in der versteckte Kameras belegten, wie der Betreiber schwache und verletzte Ferkel über Tage hinweg qualvoll sterben lässt.

Einen Einblick in das Leben und Leiden deutscher „Weihnachtsenten“ gab im Dezember ein Bericht von ARD Brisant mit unseren Aufnahmen. In einer weiteren Entenmast konnten wir zudem die Befreiung von sechs Enten durch die Moderatorin Victoria Müller dokumentieren.

Seit Juni 2023 sind unsere Recherche-Veröffentlichungen übrigens nicht mehr nur auf www.ariwa.org/recherchen zu finden, sondern auch in der bundesweiten Datenbank www.tierschutz-skandale.de.

Bundesweite Aktionen

Mit insgesamt 266 Aktionen bundesweit haben unsere 27 Ortsgruppen auch in diesem Jahr den Tierrechtsgedanken erfolgreich und bunt auf die Straße getragen.
Allein am 25. März beteiligten sich unsere Aktiven zeitgleich in acht Städten am “Welttag für das Ende der Fischerei”. Nur eine Woche später startete die bundesweite Aktionsreihe „42 Tage bis zum Tod“, die das ebenso kurze wie leidvolle Leben der sogenannten Masthühner mit 27 ausdrucksstarken Aktionen innerhalb des vierwöchigen Aktionszeitraums sichtbar machte.
Der Höhepunkt des Jahres im Bereich der Straßenaktionen war die Demonstrationsreihe „Schlachthäuser schließen!“, die 2023 durch 15 Städte führte. Während an den größten Zügen durch Hamburg und Köln jeweils bis zu 350 Menschen teilnahmen, wurden durch Demonstrationen in kleineren Städten die Botschaft bei Zwischenstopps an belebten Marktplätzen und Rathäusern sichtbar platziert. Die notwendige Aufmerksamkeit für dieses vielschichtige Problem erkämpfte sich die Demoreihe dort durch kreative Zwischenaktionen, Ampelblockaden, Kunst- und Theaterperformance, emotionale Live-Musik und rhythmische Trommel-Gruppen. Um die abstrakte Forderung nach der Schließung aller Schlachthäuser greifbar zu machen und gezielt Anwohner*innen zu erreichen, wurde der Protest auch an Orte gebracht, an denen sich tatsächlich Schlachthäuser befinden: beispielsweise in Hamm und Freiburg. Dank ideenreicher Rahmenprogramme in vielen Städten und konsequenter Öffentlichkeitsarbeit erzielte die Reihe eine gute Presseresonanz.
Wir schauten auch über den Tellerrand und zeigten mit der erstmaligen Teilnahme an CSDs unsere Solidarität mit der queeren Bewegung: gemeinsam mit „The Vegan Rainbow Project“ nahmen die ARIWA Ortsgruppen innerhalb der „Queer Vegan Tour 2023” an sechs CSDs teil. Innerhalb der bunten CSD-Demos klärten wir mit neu-konzipierten Flyern darüber auf, dass die verschiedenen Unterdrückungsmechanismen auf ähnliche Weise funktionieren, miteinander verbunden sind und somit gemeinsam bekämpft werden müssen.
Großes Interesse fand auch unsere Aktionsreihe „Pelzfrei!“, mit 12 Protestaktionen im Winter, allen voran die große Demonstration Wiesbaden Pelzfrei! Das Jahr fand dann einen erfreulichen Abschluss, als sich innerhalb der ARIWA-Aktion „Veganes Wichteln“ 320 unbekannte Personen gegenseitig Überraschungspakete zusendeten: natürlich vegan und von Herzen!

Veranstaltungen

Als Veranstalterin zahlreicher veganer Straßenfeste lädt ARIWA jährlich zehntausende Menschen dazu ein, tierleidfreie Alternativen kennenzulernen. Auch 2023 erschufen wir dadurch in Hamburg, Bochum, Koblenz, Stuttgart und Mannheim ideale Gelegenheiten, das vegane Leben in seiner ganzen Vielfalt kennenzulernen. Somit brachten wir das vegane Leben in den Mittelpunkt der Gesellschaft. Ein großer Dank geht an die lokalen und ehrenamtlichen Organisations-Teams, die insgesamt fünf Straßenfeste ermöglichten.

Auch neben den zentralen Straßenfesten im Sommer, schaffen wir es das ganze Jahr über Menschen mit dem gemeinsamen Interesse an der veganen Ernährung an einen Tisch zu bringen: insgesamt fanden 34 Vegan-Brunchs und 60 Vegan-Stammtische und offene Gruppentreffen unserer Ortsgruppen statt.

Unsere Arbeit vor Ort

Dank anhaltender Unterstützung durch unsere Fördermitglieder konnten wir sowohl die hauptamtliche Betreuung als auch die Ausstattung unserer aktiven Ortsgruppen mit Pavillons und Aktionsmaterial weiter verbessern. Seit Anfang des Jahres sind wir zudem in München und im Saarland wieder mit einer Ortsgruppe vertreten.

Besonders erfreulich: Im November konnte erneut das traditionelle Aktiventreffen in Präsenz durchgeführt werden, das einen persönlichen, entspannten Austausch der Ortsgruppen über ein ganzes Wochenende ermöglichte.

ARIWA in Zahlen

  • 51 ordentliche Mitglieder
  • 966 Fördermitglieder
  • 147 Pat*innen
  • ca. 300 Aktive
  • 27 Ortsgruppen
  • 3 Vorstandsmitglieder (ehrenamtlich)
  • 8 Angestellte (in Teilzeit)
  • 3 Infomobile mit Filmvorführtechnik
  • 123.348 Euro Mitgliedsbeiträge
  • 91.008 Euro Spenden
  • 23.588 Euro Patenschaften

Stand: 20.06.2024

Transparenz ist uns wichtig. Mehr zur Herkunft und Verwendung unserer finanziellen Mittel erfährst du hier.

Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.

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